Welche spezifischen Faktoren haben massgeblich zu Sygnums Erfolg als weltweit erste regulierte Kryptobank beigetragen?
Sygnum entwickelt sich ständig weiter. Aber zurückblickend würde ich fünf zentrale Erfolgsfaktoren hervorheben: Erstens hat Sygnum eine langfristige Mission – «empower everyone everywhere to own digital assets with complete trust» –, welche von der gesamten Belegschaft getragen wird. Wir operieren seit jeher mit dem Credo «Future has Heritage». Digitale Vermögenswerte müssen reguliert sein, um deren Adoption voranzutreiben. Den Glauben an die langfristig disruptiven, positiven Auswirkungen der Blockchain-Technologie auf die Gesellschaft hat Sygnum auch im tiefsten Kryptowinter nie verloren. Zweitens hat Sygnum eine starke Unternehmenskultur, beruhend auf den vier SYGN-Werten. Wir leben unsere Werte konsequent, auch wenn es hierzu teilweise schwierige Entscheidungen braucht. Drittens war die Auswahl der initialen Jurisdiktionen Schweiz und Singapur ein wichtiger Faktor. Beides sind Länder mit einer fortschrittlichen Regulierung für digitale Vermögenswerte und wir sind stolz darauf, in diesen Jurisdiktionen zuhause zu sein. Der vierte Faktor ist unsere starke Governance. Wir haben früh einen Verwaltungsrat etabliert, welcher mehrheitlich aus unabhängigen Direktoren mit relevanter Erfahrung besteht. Dazu hat Sygnum ein Advisory Board mit erfahrenen und gut vernetzten Beratern. Als fünften Faktor würde ich unsere strategischen Partnerschaften mit führenden lokalen wie auch globalen Brands anfügen, welche insbesondere am Anfang sehr zentral waren.
Wie hat Sygnum das Vertrauen von traditionellen Finanzakteuren gewonnen, insbesondere in einem Bereich wie Kryptowährungen, der oft als risikoreich angesehen wird?
Sygnum hat sich das Vertrauen durch ein langfristiges Denken, eine starke Governance, das Durchlaufen strenger regulatorischer Prozesse wie einer Bankenlizenz und laufender Aufsicht sowie eine bodenständige Einstellung, die wir als «Confidence without Attitude» bezeichnen, erarbeitet. Unsere Lizenzen bzw. Registrierungen in bedeutenden Finanzzentren wie der Schweiz und Singapur – inzwischen auch Liechtenstein und Abu Dhabi, weitere werden folgen – tragen massgeblich zum Vertrauensaufbau bei. Vielleicht am wichtigsten ist aber, dass wir uns bewusst sind, wie fragil Vertrauen ist, und dass man kontinuierlich und mit der nötigen Demut in Vertrauenserhalt und Vertrauensaufbau investieren muss. Ein weiterer vertrauensbildender Faktor ist, dass sich das B2B2C- und das B2B-Geschäft gegenseitig verstärken: Je mehr Endkunden Sygnum nutzen, desto intensiver wird das Thema in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen von Banken diskutiert, was sich wiederum positiv auf das B2B-Geschäft auswirkt. Eine zunehmende Zusammenarbeit mit Banken und etablierten Marken stärkt gleichermassen das Vertrauen im Direktkundengeschäft. Zudem verfolgen wir unseren «Compliance first»-Ansatz kompromisslos, da dies ein Grundelement unserer strategischen Ausrichtung ist, um Finanzdienstleistungen rund um die Distributed Ledger Technology in einem regulierten Umfeld zu erbringen. Beispielsweise hat Sygnum signifikante Investitionen in das intern entwickelte Compliance-Tool C-AML getätigt. C-AML ist ein proprietäres AML-Tool für Kryptowährungen, welches regelmässig unabhängig auditiert wird und das Sygnum auch an andere Finanzdienstleister auslizenziert.
Welche Unterschiede sehen Sie in der regulatorischen Landschaft und den Marktbedingungen zwischen Singapur und der Schweiz, und wie beeinflussen diese Unterschiede Ihre Geschäftsstrategie an den jeweiligen Standorten?
Ich würde die Schweiz bezüglich regulatorischer und rechtlicher Klarheit im Kontext digitaler Vermögenswerte als First Mover bezeichnen. Sygnum ist bestes Beispiel hierfür: Im August 2019 erhielten wir als weltweit erste Bank die Bankenlizenz, die auf den Umgang mit digitalen Vermögenswerten spezialisiert ist. Singapur gewichtet Offenheit gegenüber neuen Technologien und innovativen Geschäftsmodellen ebenfalls hoch. Deshalb würde ich Singapur im Bereich digitaler Vermögenswerte als Fast Follower bezeichnen. Singapur und die Schweiz sind bekannt für langfristig denkende, vorsichtig agierende Regulatoren. Beide sind stark in den internationalen Kontext eingebunden, was unter anderem aktuell dazu führt, dass sowohl die Schweiz wie auch Singapur aufpassen müssen, den erlangten Vorsprung im Bereich der digitalen Vermögenswerte nicht einzubüssen. Der Fokus unserer Geschäftsstrategie in der Schweiz liegt auf der Erbringung holistischer Finanzdienstleistungen für digitale und traditionelle Vermögenswerte im Rahmen unserer Bankenlizenz sowie auf der Expansion via Mi-CAR-Lizenz nach Europa. In Singapur liegt unser Fokus auf dem Asset Management, Investment Banking und Advisory sowie dem Verwahr- und Handelsgeschäft digitaler Vermögenswerte mittels der «Major Payments Services»- und der «Capital Markets Services»-Lizenz. Zudem ist Singapur unser Asien-Hub für die weitere Expansion nach Hongkong.
Wie sehen Sie die Zukunft der beiden Finanzplätze Schweiz und Singapur im Kontext der Entwicklung der Blockchain und Kryptowährungsbranche?
Beide Finanzplätze haben weiterhin gute Chancen, sich nachhaltig positiv im Bereich digitaler Vermögenswerte zu etablieren. Wichtig ist, dass sie in Sachen Innovation nicht nachlassen oder sich auf Basis von temporärem, internationalem Druck sogar zurückentwickeln. Sygnum betrachtet sich zudem als Teil des Digital-Asset-Ökosystems und beteiligt sich aktiv an Initiativen wie der Buchgeld-Token-Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung.
Haben Kunden in Singapur und der Schweiz unterschiedliche Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf die digitalen Prozesse und Kundenschnittstellen?
Schweizer Kunden sind an ein ausgereiftes und professionelles Banking-Umfeld gewöhnt und haben hohe Ansprüche an personalisierten Service. In Singapur sind Kunden preissensitiver und haben gleichzeitig eine höhere Risikotoleranz. Beide Standorte zeichnen sich durch hohe Anforderungen an Digitalisierungs- und Sicherheitsstandards aus.
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